Wie kommt der Roboter in unseren Alltag?

 

Am 28. und 29. November 2019 trafen sich 120 Robotikexpert*innen bei einem Vernetzungstreffen in Berlin, um zu diskutieren, wie Roboter zu einem positiven Alltag beitragen könnten. Denn, wenn Roboter erst einmal die Industriehallen verlassen, stellen sich plötzlich ganz neue Fragen: Wollen wir uns bei einem Reinigungsroboter für seine Arbeit bedanken? Sollte ein Pflegeroboter empathisch wirken? Warum hat ein Roboter Hände, wenn er damit gar nicht greifen kann? Diese und ähnliche Fragen zu guter Mensch-Roboter-Interaktion wurden nicht nur aus Expert*innenperspektive betrachtet. Unser Begleitforschungsprojekt GINA entwickelte ein ungewöhnliches Veranstaltungsformat, das gleich mehrere Perspektivwechsel erlaubte: Kommentiert wurde von einer Illustratorin, einem Designer (Speculative Design von James Auger) und zwei Berliner Bürger*innen. Zu guter Letzt wurde sogar die Perspektive der Roboter selbst einbezogen und ergründet, was passiert, wenn sich Roboterentwickler*innen in ihre eigenen Roboter hineinversetzen.

Wir haben insbesondere drei Schwerpunkte diskutiert:

Prototyping. Im Gegensatz zur Fabrikhalle ist der Alltag für Assistenzroboter unheimlich komplex. Für Roboterhersteller ist es daher gar nicht so leicht zu antizipieren, womit Roboter in sozialen Zusammenhängen konfrontiert sein werden und welche Funktionen die zukünftigen Nutzer*innen überhaupt bereichern. Ganzheitliche Prototypingmethoden, wie Rollenspiel oder Virtual Reality-Simulation, sind hier hilfreiche Werkzeuge um frühzeitig Varianten auszuprobieren.

Partizipation. Damit Mensch-Roboter-Interaktion gelingt, müssen die Interaktionspartner*innen von Robotern, also Menschen in Pflegeeinrichtungen, zu Hause, in Supermärkten und Bahnhöfen, in den Entwicklungs- und Gestaltungsprozess von Anfang an einbezogen werden. In diesem Kontext sind auch Antworten auf juristische Fragen, beispielsweise zum Datenschutz, und ethische Fragen, beispielsweise zur Emotionalisierung von Maschinen, auszuhandeln.

Robotische Superkräfte. Roboter haben ganz eigene und andere Fähigkeiten als Menschen. Roboter langweilen sich nie, sie sind nicht beleidigt, wenn sie aus Frust einmal beschimpft werden und man kann sich ihre Persönlichkeit nach eigenen Vorstellungen zusammenstellen. Um bereichernde Roboter für den Alltag zu schaffen, macht es also Sinn, diese Fähigkeiten zu stärken und in der Gestaltung an eine ganz neue Spezies zu denken, statt schlicht die Fähigkeiten und das Äußere des Menschen zu kopieren.

Fotos: Tuan-Vu Victor Pham und Ruben Albers
Illustrationen:
Johanna Benz

Judith Dörrenbächer

Judith Dörrenbächer

Judith Dörrenbächer